Tatsache ist, dass den meisten nichts fehlt, wenn sie ohne Religion und Glauben ihr Leben gestalten." Diesen Gedanken hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, vor ein paar Tagen in einer Predigt bei der Vollversammlung der deutschen Bischöfe gesagt. Gott als Begründung ethischer Entscheidungen und moralischen Handelns falle zunehmend weg. Damit hat er einen Gedanken des Pastoraltheologen Jan Loffeld aufgegriffen. Er hat ja dazu bekanntlich ein ganzes Buch geschrieben.
Dieser Gedanke ist auf den ersten Blick kränkend. Denn niemand empfindet sich und das, wovon er überzeugt ist leichthin als unbedeutend, ohne Resonanz und (Selbst)wirksamkeit. ...
Bittschreiben jüdischer Menschen an den Papst: Ein bewegender Einblick in die Zeit des Zweiten Weltkriegs
Nach der Öffnung der Archive des Pontifikats Pius XII. (1939-1958) hat der Kirchenhistoriker Hubert Wolf fast 10.000 Bittschreiben jüdischer Menschen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs gefunden. Eines dieser Schreiben stammt von Elisabeth Einstein, einer Stuttgarterin, die als Erwachsene 1936 in St. Nikolaus getauft wurde.
In ihrem persönlichen Brief an den Papst schreibt sie: „Mein Mann und meine drei Kinder sind Juden, und ich, da ich niemals einer Religion angehörte, nahm 1935 kath. Religions-Unterricht, und empfing 1936 zu St. Nikolaus in Stuttgart das Sakrament der Taufe. Die hl. Firmung wurde mir 1938 von Sr. Excellenz, H. Herrn J.B. Sproll, Bischof von Rottenburg, in St. Ottilien gespendet.“
Sie bittet den Papst im Jahr 1940 um finanzielle Hilfe, da ihre Familie in die USA auswandern möchte. Für ein Schifffahrtsticket benötigen sie 209 US-Dollar. Ein vatikanischer Mitarbeiter bewilligt das Geld, doch aufgrund bürokratischer Hürden erreicht es die Schifffahrtsgesellschaft erst fast ein Jahr später – zu spät. Die nationalsozialistischen Schergen deportieren Leo, Elisabeth und Ingeborg Einstein schließlich im April 1942 nach Izbica in Polen, wo sich ihre Spur verliert.
Ein Sohn überlebt den Terror und wandert in die USA aus. Ein Stolperstein erinnert an die Familie Einstein.
Informationen zum Schicksal der Familie Einstein:
- Stuttgarter Zeitung 24./25 August 2024, Almut Siefert, Zeugnisse größter Not;
- Hubert Wolf, Die geheimen Archive des Vatikan – und was sie über die Kirche verraten, 2024
- https://www.uni-muenster.de/FB2/aph/bittschreiben/einstein.html
- Interview mit Hubert Wolf: https://www.kirche-und-leben.de/artikel/papst-vatikan-archiv-nationalsozialismus-juden-bittschreiben-kirchengeschichte-hubert-wolf-muenster
Der
Wir gehen schwierigen Zeiten entgegen. Frankreichs Präsident Macron hat das französische Parlament aufgelöst. Was passiert, wenn dort die Rechtspopulisten um Marine Le Pen als Siegerin hervorgehen. Wohin geht Europa? Auch dass die AFD 16 % gewinnen konnte nach dieser Vorgeschichte um die Spitzenkandidaten sowie der gesicherten rechtsextremen Einstufung, macht mir richtig Sorgen. Die Partei, welche Putin als gute Partei für Deutschland bezeichnet, zeigt mir, wie gefährlich der alte Mann Putin in Russland für die Menschen auch in Europa und hier in Deutschland noch sein wird. Er ist der wahre Gewinner dieser Wahl, ein Kriegstreiber und verantwortlich für den Massenmord an Soldaten und auch an ukrainischen Zivilisten. Demokratie ist kein Selbstläufer. Demokratie braucht das Engagement der Vielen für Mitbestimmung und Mitgestaltung immer mit dem Blick auf die Würde des Menschen.
Die Rechtsnationalen in Europa gehen mit Putin Hand in Hand und merken gar nicht, dass sie zur Schlachtbank geführt werden und die wahren Demokraten mitgeführt werden. Das Projekt Europa als Friedensprojekt nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem europäischen Kontinent steht auf dem Prüfstand wie noch nie. Putin und seine Freunde sind die einzigen, die nach dieser Wahl was zu feiern haben.
Walter Humm
Pfarrvikar
C.
Sie legte mich
wie Hagar den Ismael
unter einen der Büsche.
Damit sie mein Sterben nicht sehe, im Krieg
unter einem der Büsche
in einem der Kriege.
In dem nun zu Ende gehenden Jahr ist die Situation in unserer Kirche und in unserer Welt alles andere als einfacher geworden. Ganz besonders bedrückt uns alle neben dem verfestigten Krieg in der Ukraine die Zuspitzung der Weltlage durch den Krieg im Heiligen Land, der durch den Überfall der Terror-Miliz Hamas auf Israel ausgelöst wurde. Wir sind schockiert von dem Ausbruch an Gewalt und dem großen menschlichen Leid in Israel und in Gaza. Wir fragen uns, wie wird das weitergehen?
Als glaubende Menschen nehmen wir Zuflucht zum Gebet. Neben der Solidarität mit den Überfallenen und den unter Gewalt und Tod Leidenden wollen wir nicht nachlassen, für den Frieden und ein Ende der Waffengewalt zu beten, Gott bestürmen wir mit unseren Sorgen, mit unserem Klagen und unserem Bitten. Wir nehmen aber auch Zuflucht zu der göttlichen Botschaft von Weihnachten. Wenn wir auf Weihnachten schauen, erkennen wir viel von dem, was uns heute umtreibt, schon damals: Gewalt, Terror und Fremdbestimmung, ein Paar, das zunächst an den Türen der Herbergen abgewiesen wird, obwohl die Frau hochschwanger ist, und das später mit dem Neugeborenen vor einem blinden Kindermord fliehen muss.
Doch es geschieht an Weihnachten auch Unerwartetes, ja Überraschendes in dieser äußerst widrigen Situation: Gott wird Mensch als Kind im Stall von Bethlehem - genau jetzt, genau da! In diese Situation hinein wird der Erlöser der Welt, der Sohn Gottes geboren. Die Weihnachtsbotschaft der Engel gilt auch uns heute: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden!“
Fürchten wir uns nicht, vertrauen wir auf Gott und sein Wirken in uns und durch uns. Menschen, die ihr Herz nicht verschließen angesichts von Leid und Not, sind starke Zeichen der Hoffnung und des Friedens.
Ihnen allen wünschen wir in diesen schwierigen und turbulenten Zeiten eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit. Wir laden Sie ganz herzlich zu unseren Gottesdiensten ein. Der Segenswunsch der Sternsinger 20*C+M+B+24 „Christus mansionem benedicat“ - „Christus segne dieses Haus“ möge Sie und Ihre Lieben begleiten im Neuen Jahr 2024 und Ihre Zuversicht stärken
Dr. Clemens Homoth-Kuhs,
Gewählter Vorsitzender des Gesamtkirchengemeinderates Stuttgart-Ost
Josef Laupheimer, Leitender Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Ost
Frieden schaffen: Fair streiten können
Es ist faszinierend, einem Künstler bei der Arbeit zuzuschauen und zu beobachten, wie aus einem groben Rohmaterial ein zartes und fast zerbrechliches Kunstwerk entstehen kann. Aus einem mächtigen Marmorblock wird die Figur eines tanzenden Mädchens. Aus einem Eichenbalken schält sich langsam die Gestalt einer Madonna. Aus einem rauen und trüb aussehenden Rohdiamanten entsteht allmählich ein Brillant mit einem unbeschreiblich schönen Lichtfeuer. Zwischen Rohmaterial und Kunstwerk liegen viele Stationen, liegt oft ein anstrengender Prozess: Da wird abgeschlagen, gemeißelt, gehauen, gehobelt, geschliffen. Es fliegen Brocken, Späne. Es fließt Schweiß, es entstehen Schwielen. All dies ist hinterher vergessen. Es scheint der selbstverständliche Preis dafür zu sein, am Ende etwas Schönes sehen zu dürfen, Frieden und Harmonie zu spüren.
Es könnte doch geradezu ein Beispiel dafür sein, was wir alles gewinnen könnten, wenn wir in unserer alltäglichen Auseinandersetzung, in unserem Streiten ein ganz wichtiges Ziel nie aus den Augen verlieren würden: Dass etwas besser, schöner, hilfreicher wird. Es geht im Streiten um eine Verbesserung, eine Entspannung, um Reife in unserer gegenseitigen Beziehung. Es geht am Ende eines Streits um weniger Probleme, um mehr Ehrlichkeit, um bessere Tragfähigkeit und um ein Mehr an dauerhaftem Frieden und an dauerhafter Harmonie. Wer in seiner Beziehung eine Besserung wünscht, muss streiten können oder, wie Kurt Biedenkopf es ausgedrückt hat: „Streit ist der Vater des Fortschritts.“ Marie von Ebner-Eschenbach beruhigt zu Recht alle, die Angst vor dem Streiten haben: »Nicht jene, die streiten, sind zu fürchten, sondern jene, die ausweichen.“
„Streiten verbindet“
So drückt es der Titel eines sehr klugen Buches von George R. Bach & Peter Wyden aus. Damit ist das „faire Streiten“ gemeint, denn unfaires Streiten führt zum Gegenteil. Es trennt.
Zehn Tipps für positives Streiten
1. Tipp: Grundsätzlich nicht vor „Publikum“ streiten. Außerdem muss genügend Zeit vorhanden sein. Also nicht zwischen Tür und Angel.
2. Tipp: Positives Streiten setzt eine Wertschätzung des Streitpartners voraus.
3. Tipp: Während eines Streits ist es gut, „bei sich selbst“ zu bleiben. Das bedeutet, wenn möglich in der „Ich-Form“ zu streiten. Keine Sätze, wie „Du bist …“, „Du hast…“, „Du hast nicht…“ zu verwenden, sondern Sätze wie: „Ich mag es nicht, wenn …“, „Ich kann es nicht ertragen, wenn …“, „Es tut mir weh, wenn ...“ „Es belastet mich, wenn du …“ oder „Ich hätte gerne…“.
4. Tipp: Streitpartner sollten ihre Emotionen offen zeigen dürfen.
5. Tipp: Streitende sollten sich nicht anbrüllen.
6. Tipp: Streitende sollten eine besonders aggressive Mimik und Gestik vermeiden.
7. Tipp: Worte, Begriffe oder Namen, die beim anderen von vornherein eine „negativ-allergische“ Reaktion hervorrufen, sollte der Streitpartner nicht verwenden, wenn er sinnvoll streiten möchte.
8. Tipp: Es ist wichtig, dem anderen gut zuzuhören, ihn nicht ständig zu unterbrechen.
9. Tipp: Streitende sollten nicht „wegrennen“, wenn es „schwierig“ wird.
10. Tipp: Streitende sollten eine gewisse Kompromissbereitschaft mitbringen, denn ohne sie endet Streiten häufig nutzlos. Wenn sich Streitpartner vorläufig auf etwas einigen, sollten sie sich darauf verlassen können, dass der andere dies auch einhält.
Streit als Humus für Frieden
Ob ein Streit Streitpartner weiterbringt, spüren Streitende häufig sehr deutlich. Der Volksmund spricht von einem „reinigenden Gewitter“. Streitende können nach einem Streit gut einschlafen, das Essen schmeckt besser. Sie können Zärtlichkeiten wieder genießen, wenn sie die Spannungen, die zuvor zwischen ihnen und ihrem Streitpartner vorhanden waren, offen ansprechen und nach einer Lösung gesucht haben.
Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und Theologe, In: Pfarrbriefservice
Bild: drs.de
NAHOST-KONFLIKT
Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr hat lange im Westjordanland gelebt. Im Interview spricht sie über ihre Erfahrungen und die aktuelle Eskalation. 24. Oktober 2023 drs.de
Gerne lese ich immer wieder Gedichte von Lothar Zenetti. Dieses Gedicht hat einen Platz in meinem Herzen gefunden. Mit wenigen Worten drückt Lothar Zenetti die österliche Botschaft sehr treffend aus. Wer das Wort Gottes unter die Erde bringen will, der wird es unter die Leute bringen.
Diese österliche Botschaft kommt an bei den Menschen.
Diese Botschaft erreicht den Boden unseres Herzens.
In unserem Innersten keimt und wächst diese Botschaft.
Welche Freude für uns und unsere Mitmenschen,
wenn die Saat durch mein Dunkel hindurch
zur lichtvollen Kraftquelle meines Christseins wird.
Dann wird meine Melodie des Friedens laut erklingen,
dann wird meine Melodie des Friedens Heilung bringen,
dann wird meine Melodie des Friedens Hoffnung bringen,
dann wird meine Lebensmelodie Frieden stiften.
Liebe Blickpunkt-Ost Leserinnen und Leser,
mehr als den Gruß des Auferstandenen „Friede sei mit euch“ kann ich Ihnen nicht wünschen, und dieser Wunsch kommt von Herzen.
Friede sei mit euch!
Ihr Walter Humm
Ostern 2023
Engel der Ostheimer-Krippe in der Bruder Klaus-Kirche, Gablenberg
Der Friede kam zur Welt.
Die Welt hat ihn nicht erkannt.
Die Welt hat ihn nicht angenommen.
So kam es, wie es kommen musste,
bis heute kreuzigt die friedlose Zeit Gottes Schöpfungswelt.
Hoffnung erwacht in mir,
es könnte auch alles anders sein.
Doch bin ich wirklich bereit dafür,
zu singen die Melodie des Friedens
hinein in Gottes wunderbare Schöpfungswelt.
Der Samen Mut wächst in mir.
Ich bekomme Kraft zur liebenden Tat.
Mein Leben als Mensch zu wagen,
als heilende Tat zum Frieden hin.
Stufe um Stufe, bis ich eins bin mit der gekreuzigten Welt.
Der Friede kam zur Welt!
Bei meiner Geburt sang ein Engel,
bei deiner Geburt jubilierte ein Engel,
bei seiner Geburt verkündeten die Chöre der Engel:
Ehre sei Gott und Friede den Menschen auf Erden!
Gottes Friede ist in der Welt! In dir und mir!
Hörst du nicht auch unter Kriegsgeschrei
der Engel leise Friedensmelodie?
Gottes Friede kam zur Welt mit dir und mir!
Ehre sei Gott und der Friede sei mit dir und mir.
Walter Humm
Weihnachten 2022
für das Pastoralteam der
Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Ost
Pfarrvikar Walter Humm lud Ende des Jahres zu einem Friedensspaziergang durch den Stuttgarter Osten ein. Die Teilnehmenden erfuhren viel Neues und Interessantes über Gebäude, Denkmäler und Orte, die im Alltag eher unbedeutend erscheinen und an denen man achtlos vorübergeht. Es war erschreckend, von viel menschlicher Niedertracht im Lauf der Geschichte im Stadtteil zu hören, aber auch ermutigend, dass Frauen und Männer sich immer wieder ihre Menschlichkeit bewahrt haben. Die historischen Einschübe stammten von Dr. Elmar Blessing, der persönlich nicht anwesend sein konnte, aber sein immenses historisches Wissen im Vorfeld zur Verfügung stellte. Herzlichen Dank dafür. Wenn Sie den Weg mitverfolgen wollen, finden Sie in der PDF-Datei eine kurze Zusammenfassung der vorgetragenen Texte. (Der)