Hans Georg Schmolke

Umbrüche und Aufbrüche – Eindrücke aus der Zeit mit Pfarrer Hans Georg Schmolke (2010-2019)

In dieser vorletzten Folge unserer Sonderseiten zum Herz Jesu-Jubiläum steht die Zeit mit Pfarrer Hans Georg Schmolke im Mittelpunkt, der von 2010 bis 2019 Leitender Pfarrer in Herz Jesu war.

Um diese Phase der jüngeren Vergangenheit Revue passieren zu lassen, trafen sich einige ehemalige und aktive Kirchengemeinderätinnen und -gemeinderäte zu einem Frühstück im Konferenzraum des alten Gemeindehauses.

Dem kleinen Gesprächskreis gehörten an: Rosemarie Grünwald, Gewählte Vorsitzende im ersten Kirchengemeinderat zur Zeit Pfarrer Schmolkes, Hildegard Cramer, Gewählte Vorsitzende in der zweiten Legislaturperiode, sowie Jenny Keller, in beiden Gremien aktiv, und Thomas Bäumler, der erst zur zweiten Periode dazu stieß. Pfarrer Laupheimer moderierte das Gespräch und stellte interessierte Nachfragen.

Schnell war man sich einig, dass sich die Zeit Pfarrer Schmolkes am besten als eine Phase des Umbruchs, aber auch als eine Phase kleinerer Aufbrüche charakterisieren lässt. So war insbesondere die Anfangszeit des neuen Pfarrers von Spannungen und Missverständnissen geprägt, die schließlich in den Rücktritt der langjährig engagierten Gewählten Vorsitzenden Frau Grünwald mündeten. Ebenso machte sich das Ende der Volkskirche auch in Herz Jesu immer deutlicher bemerkbar. Entsprechende Entwicklungen hatten bereits unter Pfarrer Müller eingesetzt: Die regelmäßigen Kirchgänger wurden immer weniger, jüngere Menschen und Familien fanden nur noch selten den Weg in die Kirche.
 
Mit dieser Ausgangslage konfrontiert, machte sich der zweite Kirchengemeinderat, der zuletzt nur noch aus vier Personen plus Pfarrer bestand, an die Arbeit.

In struktureller Hinsicht war das große Thema der zweiten Legislaturperiode die geplante Fusion der vier Gemeinden Bruder Klaus, Heilig Geist, Herz Jesu und St. Nikolaus. Pfarrer Schmolke und viele Kirchengemeinderäte erhofften sich davon Synergien vor allem in administrativer Hinsicht, um wieder mehr Luft und Raum für pastorale und seelsorgliche Aktivitäten zu gewinnen. Auch wenn es am Ende nicht zu einer echten Verschmelzung der vier Gemeinden kam, wurde zum ersten Januar 2017 doch die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Ost als Ergebnis dieses Prozesses aus der Taufe gehoben.
 
 

Im selben Jahr begannen die Planungen für den Umbau von Kinderhaus und Gemeindehaus in Herz Jesu, ein Projekt, das nach vielen Höhen und Tiefen erst im laufenden Jubiläumsjahr zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden konnte.

Neben diesen strukturellen Impulsen bemühte sich der zweite Kirchengemeinderat aber auch um mehr gemeinschaftsstiftende Aktivitäten. So kam es etwa zur Wiederbelebung einer alten Gemeindetradition, dem Fastenessen. Unter der Regie von Bernd Raunegger wurde Gemeindemitgliedern am Misereor-Sonntag im Anschluss an den Gottesdienst eine frisch gekochte Gemüsesuppe kredenzt.

Auch die Einführung von Familiensonntag und Kirchkaffee fällt in diese Zeit. Jeden ersten Sonntag im Monat sollte der Gottesdienst kürzer und beschwingter sein, mit anschließendem gemütlichem Zusammensein bei Kaffee und Gebäck. Familien konnten sich so untereinander besser kennenlernen und in der Gemeinde wieder heimischer werden.

Vielleicht war es bei einem solchen Kirchkaffee, dass sich einige Familien auch zu einer Kegelgruppe zusammenschlossen. Die „Spießerkegler“ trafen sich gelegentlich am Samstag in der Kegelbahn des Gemeindehauses.

Neben neuen, gemeinschaftsorientierten Gruppierungen bestanden aber auch alte weiter fort, so etwa der Tanzkreis von Rosemarie und Josef Grünwald, der sich inzwischen nach 39 Jahren zwar nicht mehr zum Tanzen, aber immer noch gelegentlich zum Abendessen trifft.
Kennzeichnend für die genannten Impulse war, dass sie allesamt aus der Gemeinde, also quasi von der Basis kamen, und von Pfarrer und Pastoralteam entsprechend unterstützt wurden.

Nicht zuletzt war die Zeit Pfarrer Schmolkes auch in kirchenmusikalischer Hinsicht eine Umbruchzeit. Nach 34 Jahren ging Chorleiter und Organist Peter Lauterbach 2015 in den Ruhestand. Kirchenmusik auf hohem Niveau und unvergessliche Konzerte waren sein Markenzeichen gewesen.

Sein Nachfolger Sebastian Neumann setzte neue und eigene Akzente. So wählte er als sein erstes großes Kirchenkonzert die Missa Gaia des amerikanischen Sopransaxophonisten und Komponisten Paul Winter. Dabei handelt es sich um eine sowohl ökumenisch wie ökologisch inspirierte Messe, die unter anderem auch Tierstimmen wie den Gesang der Buckelwale integriert.

In all den Umbrüchen und Aufbrüchen gab es aber auch eine wichtige Konstante: Pfarrer Schmolkes Liebe zur Liturgie. Die würdige Gestaltung der Messe war ihm ebenso ein Anliegen wie die Vermittlung der Schätze der kirchlichen Tradition.

Letztlich haben sich die Neuerungswünsche der Kirchengemeinderätinnen und -gemeinderäte und das Traditionsbewusstsein des Pfarrers in den meisten Fällen recht gut ergänzt.

Thomas Bäumler

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