Dieter Müller

Pfarrer Dieter Müller

 

Selbstbewusste Gemeinde und starkes Pastoralteam – Eindrücke aus der Zeit mit Pfarrer Dieter Müller (1987-2009)

Auf unseren Sonderseiten zum Herz Jesu-Jubiläum geht es dieses Mal um die 22 Jahre, in denen Dieter Müller Pfarrer in Herz Jesu war – eine lange und prägende Zeit. Als Pfarrer Müller 1987 die Pfarrstelle antrat, fand er dort, nach eigenen Worten, eine sehr selbstbewusste Gemeinde mit vielen engagierten Ehrenamtlichen vor. Im Gespräch verweist er auch auf sein starkes Team – bestehend aus Gemeindereferentin Luise Hartmann, Pastoralreferent Hermann Metzler und Diakon Lätzel, später auch aus den Pastoralreferenten Richard Pahl und Johannes Nieß, aus tollen Sekretärinnen und dem engagierten Mesnerehepaar Maier. Er erinnert sich an großartige Kirchenkonzerte unter der Leitung von Peter Lauterbach. Und an viele schöne Gemeindereisen, unter anderem nach Israel und Rom.
Mit Dieter Müller hat die Herz Jesu-Gemeinde auch überregional Beachtung gefunden, war er doch viele Jahre lang in der Rundfunkarbeit tätig – für das „Geistliche Wort“ beim damaligen SDR. So kam es, dass auch aus der Herz Jesu Kirche immer wieder einmal Gottesdienste im Radio übertragen wurden.
Als kunstsinniger Mensch hat Dieter Müller auf die Kirchenraumgestaltung sowohl in Herz Jesu als auch in Bruder Klaus großen Einfluss genommen. Schon während seiner Vikarszeit in Rottweil hatte er dort den Bildhauer, Zeichner und Maler Siegfried Haas kennen gelernt. Ihn konnte er für Arbeiten in beiden Kirchen Herz Jesu und Bruder Klaus gewinnen. In Herz Jesu wurde die klassizistische Kopie eines Kreuzweges durch zeitgenössische Ölgemälde von Siegfried Haas ersetzt. Der nackte Christus am Kreuz, so erinnert sich Pfarrer Müller, kam nicht sofort bei allen Gemeindemitgliedern gut an. Ebensowenig ein bebrüsteter Heiliger Geist an der gestalteten Taufwand. Theologisch hat es damit freilich seine Richtigkeit, denn das hebräische Wort für Geist ist ruach – und ruach ist weiblich.
Die Ökumene war Pfarrer Müller immer ein Herzensanliegen – oder wie er es ausdrückt: „ein heiliger Auftrag“. Für die erste ökumenische Hochzeit, die er in Gaisburg zelebrierte, musste er damals noch hochoffiziell von Rom eine Genehmigung einholen. Die enge und freundschaftliche Verbindung zur evangelischen Kirchengemeinde in Gaisburg ging schließlich so weit, dass der dortige Pfarrer Hans Martin Riethmüller den Wunsch äußerte, von Pfarrer Müller beerdigt zu werden, wozu es dann auch kam.
Es gab in der Zeit von Pfarrer Müller eine große Ministrantenschar, der Graffity-Chor wurde gegründet, ein Gesprächskreis für Männer ins Leben gerufen. Es gab den Seniorenclub, eine anspruchsvolle Kirchenmusik, die Peter Lauterbach verantwortete, einen Tanzkreis, einen Donnerstag-Frauenkreis, den Frauenbund, eine Bücherei und das Waldheim Marienburg.
Mit den Jahren nahm jedoch die Kirchenbindung immer mehr ab – da machte die Herz Jesu Gemeinde keine Ausnahme. Die Hochzeiten wurden weniger, die Anmeldungen zur Erstkommunion gingen zurück, viele Jugendliche kehrten nach der Firmung dem Gemeindeleben den Rücken.
In die Zeit von Pfarrer Müller fiel schließlich auch die Entstehung der Seelsorgeeinheit von Herz Jesu, Bruder Klaus, Heilig Geist und St. Nikolaus, der Vorläuferin unserer heutigen Katholischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Ost.

Myriam Sprenger geb. Lätzel war von Mitte der 1980er bis Mitte der 90er Jahre in Herz Jesu engagiert, unter anderem als Ministrantin, KJGlerin und Betreuerin auf der Marienburg. In ihrem Beitrag teilt sie ihre ganz persönlichen Erinnerungen mit uns – von knoblauchduftenden Ministranten bis zur Ferienfreizeit auf der Marienburg.

Viel Spaß bei der Lektüre wünschen
Thomas Bäumler, als Kirchengemeinderat mit
dem Jubiläum befasst und Josef Laupheimer, Leitender Pfarrer

Erinnerungen von Myriam Sprenger (geb. Lätzel)

Wer ich bin und was mich mit Herz Jesu verbindet – diese Frage möchte ich vielleicht erstmal vorab klären.
Ich bin 1973 in Stuttgart Gaisburg geboren und verbrachte eigentlich meine gesamte Kinder- und Jugendzeit in Herz Jesu. Man würde sagen: Ich habe meine typische „Kirchenlaufbahn“ in Herz Jesu absolviert. Angefangen von Taufe, Kommunion, Ministrantin, KJGlerin, Firmung, Dekanatsleiterin der KJG war es mir zu guter Letzt, obwohl ich schon in Böblingen gewohnt habe, besonders wichtig, meine Hochzeit 2001 in Herz Jesu zu feiern. Heute lebe ich mit meinem Mann und unseren Töchtern in Böblingen. Ich arbeite als Grundschullehrerin, und so liegt es nahe, mich in meiner jetzigen Kirchengemeinde vor allem um die Kinder- und Familienarbeit zu kümmern. Nachdem ich lange im Kirchengemeinderat tätig war, bin ich in dieser Wahlperiode als Gewählte Vorsitzende für die Gesamtkirchengemeinde aktiv. Diese anhaltende Bindung zur Kirche hat ihre Wurzeln in Gaisburg. Den Kontakt zu Herz Jesu habe ich nie ganz abgebrochen, denn seit 1988 gestalte ich immer wieder gerne die Osterkerze dort.

Wenn ich mich an die Zeit damals erinnere, gibt es viele großartige Momente und Geschichten. Ein paar Gedanken habe ich nun versucht in Worte zu fassen.
Ich erinnere mich an meine Zeit als Ministrantin. Hier fallen mir die Fronleichnamsgottesdienste in der Villa Berg ein. Manches Mal waren diese Gottesdienste so heiß, dass wir Minis der Reihe nach umfielen, da wir zum einen in der prallen Sonne standen und auf der anderen Seite die Minigewänder auch nicht gerade für Abkühlung sorgten. Pfarrer Müller fanden wir als junge Minis dann besonders cool, da er dort oft mit Sonnenbrille zelebrierte.
Ich erinnere mich vor allem an unsere Abende nach der Christmette und der Osternacht. Anstatt Plätzchen gab es extra starkduftendes Knoblauchbrot. Für den einen ein Schmaus, für den anderen ein Graus. Pfarrer Müller musste nämlich statt gut riechendem Weihrauch am nächsten Tag neben sich knoblauchduftende Ministranten am Altar ertragen.
Ich erinnere mich auch an zahlreiche Advents- und Frühschichten, die wir um 6 Uhr morgens in der Kirche veranstaltet haben. Hier trafen sich Junge und Junggebliebene, um den Tag gemeinsam mit Gebet, Gesang und Frühstück zu beginnen. Wem dies noch nicht früh genug war, quälte sich am Ostermontag um 5.30 Uhr aus dem Bett zum Emmausgang in den Gaisburger Wald, um auf jeden Fall die Sonne aufgehen zu sehen.
Gerne erinnere ich mich, als KJGlerin mit 10 weiteren Jugendlichen an unserem besonderen Experiment teilgenommen zu haben. Wir wohnten eine Woche gemeinsam im Jugendbereich des Gemeindehauses. Wir kochten zusammen und übernachteten dort. Jeder ging morgens entweder in die Schule oder zu seiner jeweiligen Arbeitsstelle und abends traf man sich wieder im Gemeindehaus.
Ich erinnere mich an viele tolle Freizeiten im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb oder sogar in Luxemburg und im Elsass.
Toll waren auch die vielen Kinderfaschingsveranstaltungen, die wir mit Unmengen an Kindern aus Gablenberg und Gaisburg im Gemeindesaal betreut haben.
Wussten Sie, dass wir wahrscheinlich die einzige Kirche in Stuttgart sind, bei der man Beachvolleyball auf dem Kirchplatz spielen kann? Die KJG bekam tatsächlich von dem damaligen Kirchengemeinderat die Genehmigung, ein festes Volleyballnetz vor der Kirche zu installieren.
Nicht zu vergessen sind auch die Zeiten als Sternsinger. Damals gab es nur eine Gruppe für die gesamte Gemeinde. Das hieß: lange Fußmärsche und heisere Stimmen am Abend. Ich erinnere mich, dass wir unseren damals neuen Pastoralreferenten in seiner Wohnung so eingeräuchert haben, dass wir nicht mehr singen konnten und nacheinander einen Hustenanfall bekamen. Als dann auch noch ein König statt andächtig dem Evangelium zu lauschen anfing, Erdnüsse mit Schale zu essen, war es mit unserem königlichen Auftritt dahin. Wir lachten und konnten nicht mehr aufhören. Der neue Pastoralreferent fand diese Vorstellung allerdings nicht so lustig wie wir.
Wenn ich an die Zeit denke, gehört aber auch meine Zeit als Betreuerin auf der Marienburg dazu. Jeden Sommer fand dort die Stadtranderholung statt. Lange Jahre war hier Rafael Krol als Leiter tätig. Mehr als 150 Kinder verbrachten hier 6 Wochen ihrer Ferien mit Spiel und Spaß. Es gab Geisternächte, Feste, Wasserschlachten und anfänglich sogar eine Mittagsruhe mit Feldbetten zum Ausruhen. Die Wochen auf dem Waldheim Marienburg waren immer eine ganz besondere Zeit. Wie eine kleine Oase. Es entwickelte sich eine eigene „Sprache“ und für manch Außenstehenden wirkten diese Waldheimleute sicher etwas verrückt. Auch meine Eltern schüttelten oft den Kopf über meinen Bruder und mich in der Zeit. Waldheim Marienburg war eine kleine Welt für sich.
Schlussendlich schaue ich sehr gerne auf meine Zeit in Herz Jesu zurück und möchte nichts davon missen. Herzlichen Glückwunsch zu den 100 Jahren!!!
Myriam Sprenger (geb.Lätzel)

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