Ernst Hofmann

Unsere Trauung 1967 in Herz Jesu

Die Zeit mit Pfarrer Hofmann - Aus unserer Erinnerung

Herr Pfarrer Dr. Ernst Hofmann leitete die Geschicke der Herz Jesu-Gemeinde von 1949 bis 1970.

An den Anfang unserer Erinnerungen wollen wir einen Ausschnitt aus der 50-Jahre-Festschrift von Herrn Anton Frey stellen.

Ströbeles Nachfolger wurde Dr. Ernst Hofmann, früher Stadtpfarrer in Schelklingen. Seine Investitur war am 6. Nov. 1949. Zwei Tatsachen scheinen mir vor allem sein nun anhebendes Wirken in Herz Jesu zu bestimmen: seine scharf und innig immer wieder neu betonte Sorge um den rechten inneren und äußeren Mitvollzug der Liturgie durch die Gläubigen und sein Planen für die weitere Ausgestaltung der Kirche… 

„Der rechte Mitvollzug der Liturgie“ – Amen
Hierzu fallen uns die Bemühungen von Pfarrer Hofmann ein, der Gemeinde das würdige Beten des Vaterunsers nahe zu bringen. Zum einen sollte es in gemessener Geschwindigkeit gebetet werden, zum anderen das Schlussamen ganz bewusst gesprochen werden. Ein etwas gedehntes „A-“ gefolgt von einem kurzen bekräftigenden „-men“. Die Gemeinde schien das nicht verinnerlichen zu wollen oder zu können, so dass die entsprechenden Belehrungen in Abständen wiederholt wurden. Aber nach wie vor war die Gemeinde mit dem Gebet vor dem Pfarrer fertig. In der Rückbetrachtung können wir uns nicht erinnern, ob die Bemühungen letztendlich erfolgreich waren.

Kollekte
Ein Vorgang, der sich öfters wiederholte: Wenn Mesner Lackner mit dem Klingelbeutel aus der Sakristei den Weg zu den Kirchenbänken antrat, pflegte Pfarrer Hofmann ihn manchmal per Handzeichen zu sich an seinen Platz zu bitten. Dort holte er mit großer Geste einen Geldschein aus seiner Geldbörse, um ihn effektvoll und weithin sichtbar im Klingelbeutel zu versenken. Dies als Wink an die Gemeinde, wie sie ihre Spende zu bemessen habe. Wir munkelten damals, dass es nicht bekannt war, ob der Schein tatsächlich bei der Spendenzählung berücksichtigt wurde.

Grüßen
Als Jugendliche ließ Pfarrer Hofmann uns wissen, wie er sich eine korrekte Begrüßung seiner Person vorstellte: Begegnete man ihm unterwegs, wünschte er sich ein geziemendes „Gelobt sei Jesus Christus“, worauf er natürlich antwortete „in Ewigkeit, Amen“. Wir konnten uns mit dieser Formel nicht anfreunden und grüßten mit „Grüß Gott, Herr Stadtpfarrer“, worauf nach gemessener Pause und bedeutungsvollem Blick die Antwort kam: „In Ewigkeit, Amen!“

Stoßgebet einiger Vikare
Im Rottenburger Priesterseminar scheint Herz Jesu einen fragwürdigen Ruf genossen zu haben. Dem Vernehmen nach soll unter den jungen Vikaren ein geflügeltes Wort  umgegangen sein: „Heiligstes Herz Jesu, verschon uns vor Herz Jesu.“ Aber immerhin bildete Herz Jesu für den einen oder anderen den Karrierestart. Denken wir nur an Vikar Kasper – heute Kardinal in Rom, oder Vikar Mühlbacher – ehemaliger Generalvikar in Rottenburg. In der Zeit von Pfarrer Hoffmann waren 23 Vikare in Herz Jesu.

Vikare und Jugendarbeit
In den besten Zeiten trafen sich wöchentlich weit über 200 Jugendliche und Kinder zur Freizeitgestaltung in und außerhalb der Gemeinderäume. Diese hohe Zahl war zum großen Teil der Begeisterungsfähigkeit der Vikare und deren Einsatzfreude zu verdanken. Es gab damals jeweils zwei Vikare. Einer war für die weibliche und einer für die männliche Jugend zuständig. Ja, sogar Tanzabende im Don Bosco-Raum im Gemeindehaus zu Plattenmusik durften stattfinden. Zum Schluss des Abends fassten sich alle Teilnehmer an den Händen und sangen „Nehmt Abschied Brüder“ bis zum nächsten Mal.
Uns sind folgende Gruppierungen besonders im Gedächtnis geblieben: Kaufmännische Gruppe für weibliche Jugendliche, CAJ (Christliche Arbeiterjugend), ND (Bund Neudeutschland), Katholisches Werkvolk später KAB (Katholische Arbeitnehmer Bewegung).

Unsere Trauung 1967 in Herz Jesu
Zur damaligen Zeit musste ein heiratswilliges Paar vor der Trauung einen sogenannten Brautunterricht besuchen. In der Regel geschah das möglichst beim Gemeindepfarrer. Wir zogen die Möglichkeit vor, dies in der Akademie Hohenheim der Diözese Rottenburg an einem Wochenende zu tun. Unter anderen blieb uns als Referent der Kinderbuchautor Paul Maar („Das Sams“) in Erinnerung. Damit dachten wir, dass die Formalitäten für unsere Trauung weitgehend erfüllt wären. Wie erstaunt waren wir aber, als wir nochmals bei Pfarrer Hofmann mit mehreren Heiratskandidaten zur Vorbereitung geladen wurden. Wir heirateten am Samstag vor Pfingsten um 10 Uhr. Da wir beide einen großen Freundeskreis hatten, wurde es eine beeindruckende Brautmesse mit vielen Gästen und musikalischer Umrahmung durch den Männerchor des Katholischen Werkvolks. Für die damalige Zeit ungewöhnlich, wurde in der Sakristei ein Tonbandmitschnitt gefertigt. So ist uns deshalb auch alles noch akustisch in Erinnerung.

Schola
Es muss wohl nicht lange nach der Investitur von Pfarrer Hofmann gewesen sein, da erlebten wir immer wieder etwas, das auf uns damalige Kinder bzw. Jugendliche sehr befremdlich wirkte: 
Da trat beim Gottesdienst rechts vor dem Altar eine Gruppe von Sängern in langen, weißen, wallenden Gewändern auf. Ihr für uns fremdartiger Gesang wurde durch den ebenso gewandeten Leiter mit hohem Körpereinsatz dirigiert. Erst im Laufe der Zeit musste die Gemeinde einsehen, dass es den alten Kirchenchor nicht mehr gab. An seine Stelle rückte eine Schola mit gregorianischen Gesängen. Die Spaltung zwischen Befürwortung und Ablehnung wurde nie ganz behoben.

Zum Schluss
Damit soll es genug sein mit unseren Erinnerungen. Gewiss könnten viele andere Zeitzeugen noch manches Interessante beitragen. Das würde aber wahrscheinlich den Rahmen dieses Blickpunkts sprengen. 

Rosemarie und Josef Grünwald

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