Von da an gehört sie neben der ungarischen Gemeinde als weitere Gemeinde anderer Muttersprache zur Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Ost.
Mechthild Carlé ist als pastorale Ansprechperson in der Gemeinde Heilig Geist präsent. Sie hat dem Pfarrer der neuen Gemeinde ein paar Fragen gestellt.
Mechthild Carlé: Abba Yosieph Beyed Awod, seit 1994 bist du als Seelsorger Leiter der katholischen Gemeinde für alle äthiopischen und eritreischen Katholiken in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Das klingt nach einer großen Aufgabe. Wie viele Menschen gehören zu deiner „Gemeinde“? Und was sind deine Aufgaben?
Abba Yosieph: Ja, es ist eine schöne und wichtige Aufgabe, der Pfarrer und Seelsorger für die katholischen Gläubigen zu sein, die aus Äthiopien und Eritrea kommen und nun in der Diözese Rottenburg-Stuttgart zuhause sind. Genaue statistisch gesicherte Zahlen habe ich nicht. Die Gläubigen gehören den Kirchengemeinden vor Ort an und sind dort Gemeindemitglieder. Bei uns in der Gemeinde St. Justin de Jacobis feiern wir den Gottesdienst in dem katholischen Geez-Ritus, den die Gläubigen aus ihren Herkunftsländern kennen. Der ist ihnen von Kindesbeinen an vertraut, er ist geistliche Heimat für sie. Meine Aufgaben sind die Feier der Liturgie mit allem, was dazugehört, mit den Taufen, Beerdigungen, Hochzeiten, es gehören dazu die Katechesen mit den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und die Seelsorge mit Besuchen, Gesprächen, Begleitungen. Und das alles halt in der ganzen Diözese. Stuttgart ist der Sitz, die Zentrale der Gemeinde mit dem Pfarrbüro, hier haben wir an zwei Sonntagen im Monat Gottesdienst und Katechesen, daneben bin ich noch in Tübingen, Ulm, Weingarten und auch in Memmingen und Augsburg in der Nachbardiözese. Überall dort feiere ich auch regelmäßig Gottesdienst und halte Katechesen. So bin ich ständig auf Achse.
Mechthild Carlé: Du bist also viel unterwegs in der Diözese und hast mehrere Gottesdienststandorte. Zweimal im Monat feiert ihr nun in Heilig Geist Gottesdienst. Ich habe gehört, ihr feiert lange Gottesdienste, bei denen Trommeln zum Einsatz kommen. Kannst du unseren Lesern und Leserinnen bitte einen kleinen Einblick in euren Gottesdienst geben? Was bedeutet das „Geez-Ritus“?
Abba Yosieph: Der Geez-Ritus ist ein eigener alter Ritus, es ist ein orientalischer katholischer Ritus. Wir haben keine Orgel, unsere liturgischen Instrumente sind große Trommeln und Zithern. Gesang, Musik und Tanz spielen bei uns in der Liturgie eine zentrale Rolle. Ja, wir feiern über Stunden Gottesdienst, wir schauen nicht auf die Uhr. Die Elemente des Ritus sind aber so wie im lateinischen Ritus mit Wortgottesdienst und Eucharistiefeier.
Mechthild Carlé: Samstags werden Kinder und Gemeindemitglieder zu Katechesen nach Heilig Geist kommen. Du verbindest das auch mit Sprachunterricht. Was vermittelst du? Worauf kommt es hier an? Wer ist eingeladen?
Abba Yosieph: Die Katechesen haben eine große Bedeutung als Vorbereitung auf die Sakramente aber auch für das Glaubensleben. So kennen das die Gläubigen aus ihren Ländern und das brauchen sie gerade auch hier, um ihren Glauben leben zu können. Für uns ist das Beisammensein, die Gemeinschaft ganz wichtig nach den Gottesdiensten und auch bei den Katechesen. Dabei pflegen wir auch unsere Sprachen und die Kultur aus den beiden Ländern. All das ist Nahrung für die Seele, Seelsorge halt!
Mechthild Carlé: Euer bisheriger Standort St. Paul in Stutt-gart-Süd, oberhalb des Marienplatzes wird zum Ende des Jahres geschlossen und anderweitig genutzt. Nun möchten wir euch in Heilig Geist nicht nur eine neue Unterkunft und Bleibe bieten, sondern eine neue Heimat. Am 6. Januar feiert ihr mit dem Weihnachtsfest den ersten Gottesdienst in Heilig Geist. Wir werden euch mit unseren Sternsingern herzlich willkommen heißen.
In den ersten zwei Jahren wird es zwar ein wenig eng in Heilig Geist werden, da wir ja auch noch die Kinder der Arche Noah hier beherbergen. So rücken wir im Pfarrbüro und in den Räumen ein wenig zusammen. Wir freuen uns aber auf die „enge“ Zusammenarbeit und das gegenseitige Kennenlernen und die damit verbundene Bereicherung.