KGR Wahl im März 2025

Demokratie stärken

Am 9 Juni konnten wir „Wählen gehen“ oder haben Briefwahl beantragt. Kommunalwahl in Baden-Württemberg und Europawahl an einem Tag. Viele Bürger und Bürgerinnen haben sich für ein politisches Engagement als Kandidat:innen zur Verfügung gestellt, um in den kommenden Jahren mit ihrem Wahlamt die politischen Entscheidungen mitzubestimmen. Allen Kandidat:innen gilt mein herzlicher Dank für diese Bereitschaft. Besonders jenen Bürger:innen gilt mein Dank und mein Gebet, welche in ihrem politischen Engagement die Demokratie stärken und nicht abschaffen wollen.Ich bin sehr froh, in der Bundesrepublik Deutschland als Teil der Europäischen Union leben zu können. In einem freien demokratischen Land zu leben, ist für viele Menschen auf der Welt keine Selbstverständlichkeit.

In meinem Studium der Theologie habe ich jenen Satz gelernt: Freiheit braucht Verantwortung. Jahre später erkenne ich, was dies auch mit mir und meinem Leben zu tun hat. Als katholischer Priester und Staatsbürger stehe auch ich in der Verantwortung, für diese Freiheit einzustehen. Mein Handeln in Wort und Tat sollte aus meiner christlichen Grundüberzeugung heraus Mitgestaltung und Mitentscheitungen auf allen Ebenen stärken. Diese Stärkung der Mitgestaltung und Mitendscheidung muss sowohl nach Außen und genauso auch nach Innen in meiner römisch-katholischen Kirche gefördert werden.
Ein wichtiger Teil aller demokratischer Beteiligung ist die ordnungsgemäße Durchführung von freien und geheimen Wahlen für ein Wahlamt.

In den vier Kirchengemeinden der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Ost müssen bis Ende September von den Kirchengemeinderäten die Wahlausschüsse berufen werden, welche für die Kirchengemeinderatswahl am 30. März 2025 die ordnungsgemäße Durchführung der Wahl nach der Kirchengemeindeordnung der Diözese Rottenburg-Stuttgart zu verantworten haben.
Dieses ehrenamtliche Engagement in einem Wahlausschuss der Kirchengemeinde ist für mich eines der ganz wichtigen Ehrenämter, um demokratische Mitbestimmung und Mitgestaltung in der römisch-katholischen Kirche auf Gemeindeebene zu ermöglichen. Die wichtigsten Aufgaben der gewählten Mitglieder des Kirchengemeinderates sind, die Freigabe der von der Diözese zugewiesenen Kirchensteuermittel und die pastorale Ausrichtung der Gemeinde vor Ort mit den hauptberuflichen Personen mitzuverantworten. Der gewählte Vorsitzende wird aus den Mitgliedern des Kirchengemeinderates gewählt.

Vielleicht hat dieser Impuls in Ihnen das Interesse auf Mitgestaltung und Mitverantwortung innerhalb der konkreten Kirchengemeinde vor Ort geweckt.
Rufen sie mich unter 0711 96022-22 an, ich berate Sie gerne weiter, denn es gibt noch viele Möglichkeiten, über den Wahlausschuss hinaus Mitgestaltung und Mitverantwortung in der Kirchengemeinde zu übernehmen.

Ihr Walter Humm
Pfarrvikar

KGR Wahl im März 2025

An einem mehr oder weniger regnerischen Montag habe ich mich mit Thomas Grünwald, einem Mitfünfziger, zu einem Interview hinsichtlich seiner Motivation, für den Kirchengemeinderat erneut zu kandidieren, verabredet. Wir trafen uns zum Mittagessen in einem asiatischen Restaurant und unterhielten uns über viele Themen, welche uns gemeinsam betreffen. Er ist ein ehrenamtlich engagierter Mitchrist und beruflich bei Caritas angestellt. Ich bin zu 50 % hauptamtlich für die Gesamtkirchengemeinde tätig.

Meine erste Frage war: Wie viele Jahre Kirchengemeinderatserfahrung bringst du mit?

Thomas Grünwald war schon in jungen Jahren mit 18 bis 28 Jahren zwei Wahlperioden im Kirchengemeinderat tätig. Wegen Kirchenvorschriften zur KGR Wahl konnte er damals nach einem Umzug ein paar Straßen weiter nicht mehr für den Kirchengemeinderat Herz Jesu kandidieren. Auch wenn er schon länger wieder für den Kirchengemeinderat kandidieren hätte können, waren die Rahmenbedingung vor fünf Jahren so, dass er sich ein erneutes Engagement in diesem Gremium vorstellen konnte. 

Meine zweite Frage war: Was hat dich vor fünf Jahren motiviert, wieder für ein KGR Mandat zu kandidieren?

Ein gewähltes ehrenamtliches Engagement braucht auch das Wissen der Kandidaten, dass Mitgestaltung von den Hauptamtlichen gewünscht und gefördert wird. So kandierte er vor fünf Jahren wieder für ein Mandat im Kirchengemeinderat Herz Jesu und wurde auch von den gewählten Mitgliedern des Kirchengemeinderates zum „Gewählten Vorsitzenden“ gewählt. Mit diesem Amt übernahm er für das Gemeinwohl der Kirchengemeinde und der Sozialgemeinschaft in und um Gaisburg herum Verantwortung.

Meine nächste Frage war ein Rückblick auf die vergangenen fünf Jahre, welche ja auch von Corona geprägt waren: Von welchen positiven Erfahrungen kannst du mir berichten?

Alles was Thomas hier aufgezählt hat, kann ich so nicht wiedergeben. Als Fazit würde ich sagen, die Kirchengemeinde Herz Jesu ist Teil der Sozialgemeinschaft von Gaisburg und mehr als nur die sonntägliche Gottesdienstgemeinde. Dieses geweitete Verständnis von Kirchengemeinde war ihm wichtig. Die Bücherei von Herz Jesu fügte er hier als gelungenes Beispiel an. Sehr viel Freude bereite es ihm, Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten zu motivieren. Er freut sich auch, dass es in dieser Wahlperiode gelungen ist, die Stelle eines Ehrenamtsbeauftragten auszuschreiben. 

Meine letzte Frage war in die Zukunft gerichtet. Was denkst du, was für Themen und Inhalte auf den kommenden KGR zukommen? 

Er sagte, dass er sehr zuversichtlich sei, mit einer ausreichenden Zahl von Kandidat:innen wieder eine Kirchengemeinderatswahl durchführen zu können. 

Anmerkung: Es ist fraglich, ob in allen Kirchengemeinden der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Ost die für eine Wahl nötige Anzahl an Kandidat:innen gefunden werden kann (in Herz Jesu und St. Nikolaus: 8; in Heilig Geist und Bruder Klaus: 6).

Er freue sich auf die unterschiedlichen Menschen und mache jetzt schon kräftig Werbung für die Bereitschaft, sich als Kandidat für die Kirchengemeinderatswahl bereit zu stellen. Mich persönlich freut es sehr, denn die KGR Wahl ist ein Zeichen, dass auch Demokratie in der Kirche bei einer hierarchisch verfassten Amtskirche gelebt wird. Es würde mich sehr freuen, wenn viele Mitchristen für solch ein demokratisches Engagement Kraft und Zeit mitbringen würden. Er machte auch noch aufmerksam, dass bei diesem Engagement manche Sitzungen von Verwaltungsthemen dominiert werden, in welchen die spannenden Themen für die Kirchengemeinde nicht so im Vordergrund stehen. Von diesem sollte sich niemand abschrecken lassen. 

Mein persönliches Fazit ist: 

Es ist einfach gut, so engagierte Mitchristen in unseren Kirchengemeinden zu haben, und vermutlich müsste ich immer mal wieder mit engagierten Kirchenmitgliedern ein solches Gespräch führen. Was ich auch noch gelernt habe, dass meinem schwäbischen Magen die asiatische Küche sehr wohl bekommen ist. Nur Mut, manchmal müssen wir einfach auch etwas wagen, vielleicht auch eine neue Aufgabe im Kirchengemeinderat in der Kirchengemeinde.

Walter Humm

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